Die letzten Tage versuche ich einfach nur zu überleben. Nach dem Besuch in der Endometriose Klinik bin ich irgendwie noch deprimierter. Mein Mann war mit - im Nachhinein frage ich mich warum - er versteht mich ja doch nicht in dieser Beziehung. Meine Ärztin war sehr nett. Ich glaube, sie hat auch gemerkt, dass mein Mann der ist, der keine Kinder will. Sie hat sich alle meine Beschwerden aufgeschrieben, ohne zu urteilen. Das fand ich gut. Im Wartezimmer hatte ich ein paar mal das Gefühl weinen zu müssen. Ich bin mittlerweile so sensibel was meinen Kinderwunsch angeht, dass der kleinste Stress mich super emotional werden lässt. Die ganze Prozedur dauert einfach schon viel zu lange an. Am Anfang habe ich einen Fragebogen bekommen, der mir mal wieder gezeigt hat - wie lange dieses Thema mein Leben schon bestimmt. Ganze sechs lange Jahre. Mein Mann saß nur daneben. Auf das Thema, warum wir in Bezug auf den Kinderwunsch noch nichts unternommen hätten, gab mein Mann mal wieder das finanzielle als Antwort. Nicht wie ich glaube - einfach keine Lust auf ein Kind. Ich hätte nie gedacht, dass dieses Thema meine Gefühle für ihn sich so ändern könnten. Meine Ärztin meinte dann, dass ich für eine Konferenz vorgeschlagen werde, in dem mein Fall dann besprochen würde. Beim Ultraschall kam dann wieder das ernüchternde Ergebnis, meine Gebärmutter ist gekrümmt und gekippt - auf dem Ultraschall kann man sie kaum sehen. Und meine beiden Eierstöcke sind mit Darmschlingen verwachsen und nicht durchlässig. Im Ultraschall war ich mit ihr alleine, ich wurde auch noch rektal untersucht, was nicht sehr angenehm aber durchaus auszuhalten war. Danach hat sie mich noch mal angesprochen, mein Fall würde auf jeden Fall einer derer sein, wo eine finanzielle Unterstützung zu beantragen sei, und sie es nicht verstehen kann, warum noch kein Termin zur Kinderwunschklinik gemacht worden wäre. Weil die Termine dort mindestens ein Jahr bräuchten. Ich glaube, sie merkte, dass ich bei diesem Thema unter meinem Mann leide. Ich verdiene leider nicht genug in meinem Teilzeitjob, als dass ich dort einen Termin machen könnte. Was ich auch wieder toll fand, war, dass das Wartezimmer der Endometriosefachklinik genau an dem Zimmer der Kinderklinik war, man kann den Menschen, die sowieso schon Probleme mit dem Kinder bekommen haben, ruhig nochmal die ganzen Eltern mit ihren Kindern unter die Nase drücken. Dass ich diese Woche auch noch Geburtstag hatte, setzte dem ganzen die Krone auf. Ich habe mir vorgenommen ab nächstem Jahr auf meinen Geburtstag zu verzichten, es zeigt mir immer nur mehr, dass ich niemals eine Mutter sein werde. Ich weiß nicht, ich frage mich wirklich, warum ich es nicht verdiene Mutter zu sein.
Das goldene Herz
Gedanken aus dem Leben einer Frau, die unfruchtbar ist
Sonntag, April 21, 2024
Sonntag, April 14, 2024
Ich lebe noch. Eigentlich wollte ich ja jeden Tag ein paar Zeilen
schreiben, am Wochenende ging es mir aber leider nicht gut. Meine Tage
sind vorbei, jetzt geht der Countdown wieder los. Letzte Woche hatten
wir den Betriebsarzt bei uns - ich habe von meiner Endometriose erzählt. Die Arzthelferin war so nett. Und meinte sofort,"Dann fallen sie wohl öfters mal aus, weil sie ja dann arbeitsunfähig sind." Das war das erste Mal, dass jemand meine Schmerzen wirklich ernst genommen hat. Ich antwortete mit "Nein, ich nehme so viele Schmerzmittel, wie es nur geht. Ich fehle nicht einen Tag."
Sie fragte mich daraufhin, was ich nehme. Ich erklärte ihr meine
Schmerzmittel Geschichte, und dass nur Ibuprofen bei mir helfe. Darauf
hin meinte sie, dass sie letztens erst wieder einen Toten durch
Ibuprofen hatten und das es sehr gefährlich wäre, so viel und über einen
so langen Zeitraum Ibuprofen einzunehmen. Viele Menschen würden durch
Ibuprofen sterben. Ich meinte, dass es mir in dem Moment, wo ich unter
starken Schmerzen leide , alles nehmen würde - nur
damit die Schmerzen aufhören würden. Sie hat mir geraten bei der
Endometriose Klinik nach Tilidin zu fragen. Es war zur Abwechslung mal
schön, richtig ernst genommen zu werden. Ansonsten wird das Wetter
wieder milder und hier im Dorf sieht man überall junge Familien mit
ihren Kindern und Babys spazieren gehen. Es schmerzt mich jedes Mal,
wenn ich daran denke, dass ich so etwas nie haben werde. Das ich nie das Gefühl einer richtigen Familie kennen werde.
Samstag, April 06, 2024
Freitag, April 05, 2024
Donnerstag, April 04, 2024
Mittwoch, April 03, 2024
Meine Endometriose ist wie ein Raubtier, sie lauert wochenlang im Unterholz, um dann von dem einen auf den anderen Moment anzugreifen. Sie überkommt mich plötzlich auf der Arbeit, oder beim Treffen außerhalb meiner Wohnung, auch wenn wir länger unterwegs sind. Von jetzt auf gleich, wie ein Löwe schnappt sie mich und beißt zu. Der Biss ist so tief, dass ich nachts manchmal das Laken vollblute - so viel Blut verliere ich. Dann geht es meistens mit heftigen Bauch und Kopfschmerzen los, ich bin voller Luft - werde diese aber nicht los. Da meine Endometriose auch den Darm, Eierstöcke (beide) und Blase befallen hat, leide ich auch noch unter extremen Wasser lassen - selbst wenn ich nur kleinste Mengen getrunken habe, Darmschmerzen (ja, so etwas gibt es), ständiger Müdigkeit und mein Energiespeicher ist so gut wie immer leer. Das einzige was mir über diese Zeit irgendwie hinweg hilft, ist meine süße Kirsch-Wärmflasche und Ibuprofen - am besten so viel wie geht. Ich habe festgestellt, das mir nur Ibu hilft, manchmal nehme ich noch Buscopan oder Lefax Intensiv. Greift meine Endometriose an, zeigt sie mir auch wieder, wer das mächtigere Tier ist. Die Erkenntnis, dass ich nicht schwanger werden kann, aber meine Tage pünktlich wie ein Uhrwerk laufen und funktionieren ist schon irgendwie ein Witz für sich. Im April habe ich nach einem Jahr warten einen Termin bei einer Endometriose Klinik - mache ich mir Hoffnung? Nein, dazu hat man mich zu lange nicht ernst genommen.
Dienstag, April 02, 2024
Montag, April 01, 2024
Ostern war schwer. Keine Geschenkkörbe, kein Kinderlachen. Nur meine Panik, vor dem älter werden, vor dem niemals eine Familie zu haben, niemals Mutter zu sein. Abends ist es am schlimmsten. Wir schauen Filme und die kleinsten Szenen bringen mich aus der Fassung. Ein runder Bauch oder die Nachricht, dass jemand ein Baby erwartet. Ich kann mich nicht mal richtig ausweinen, weil ich nie alleine bin. Manchmal verlasse ich den Raum und auf der Toilette laufen mir die Tränen herunter. Meine Zeit rennt, aber niemand bemerkt es - keinen interessiert es. Geht das immer so weiter, frage ich mich? Ich wünschte ich hörte auf zu existieren, selbst der Tod scheint mir manchmal so viel friedvoller als diese ganze Panik, Trauer und Gedanken. Ich hatte mal die Ansicht, das alles, was mit dem schwanger werden, zu tun hat, schön wäre. Für mich ist es nur noch die Hölle. Ich hasse mich, meinen Körper einfach alles...
Sonntag, März 31, 2024
Samstag, März 30, 2024
Wenn der Mann einem vorhält sich falsch zu verhalten, dass man weitergehen soll. Sich damit abzufinden hat, dass man niemals Mutter wird. Wenn er sagt, ich solle nicht immer so depressiv sein. Wenn für alle anderen was anderes gilt als für mich. Das tut schon sehr weh. Manchmal glaube ich, ich habe keine Familie verdient. Ich muss alleine bleiben. Ich weiß nicht, ob ich es nicht wert bin geliebt zu werden oder gebraucht. Ob ich mich nicht kümmern kann oder keine gute Mutter wäre.